Trailbericht von Winkl:
Das Projekt Watzmann Überschreitung in der Speed Variante steht ja schon seit Jahren auf meiner Liste mit verrückten Dingen. Vor fast 10 Jahren überschritt ich mit meiner Frau und meinem Kumpel Woife den Gebirgsstock. In den letzten Jahren waren immer mehr Trailverrückte, wie ich unterwegs, um die Bestzeiten zu unterbieten. Start ist die Wimbachgriesbrücke und das Ziel ebenfalls. Dazwischen liegt der Watzmann, 25,5 km mit 2200 Höhenmetern und einem schwindelerregendem Grat zwischen Hocheck und Südspitze :-) Die Berchtesgadener Berggranate Toni Palzer hält den aktuellen Rekord mit 2h 47 min. Klar werde ich an den Toni nicht annähernd heran kommen, aber mein Plan war, die auf ca. 14 Stunden für den normalen Wanderer angegebene Strecke in unter 6 Stunden zu schaffen. Voraussetzung für die Tour ist absolute Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und natürlich eine Menge Kondition :-) Am späten Donnerstagabend fuhr ich nach einer MTB Tour mit meinem Caddy und meiner Trailausrüstung nach Berchtesgaden. Um kurz vor 12 Uhr war ich dann am Wanderparkplatz bei der Wimbachgriesbrücke. Als ich mich gerade in meinen Schlafsack kuscheln wollte, klopfte jemand am Fenster meines Autos. Ein verirrter Wanderer stand vor meinem Caddy. Er war fix und alle, der Handyakku, Getränke und Essen schon lange alle. Irgendwie hatte er sich tatsächlich verlaufen und ist vom Königssee über den Watzmann gestiegen und nach 18 Stunden hier vor meinem Auto angekommen. Ich rief ihm ein Taxi, in das er total erschöpft gefallen ist. Tja manche Leute unterschätzen Entfernungen und Höhenmeter und sind auch mit der Wegführung nicht vertraut...
Mitten in der Nacht war mein Auto noch das einzige am Parkplatz, aber um halb 5 Uhr früh war der Parkplatz tatsächlich voll. Alle wollten den Watzmann an einem Tag überschreiten. Ich hatte keine große Eile. Es klingt arrogant, aber ich werde die Meisten noch vor dem Hocheckgipfel einholen :-) Nach einem kleinen Frühstück und Morgentoilette lief ich um 5 Uhr los. Zuerst einen Forstweg nach oben. Da es noch finster war, verpasste ich den direkten Abzweiger zur Stubenalm und lief deshalb auf der Forststraße weiter. Die Forststraße zur Alm war sicher länger, dafür aber nicht so steil und deshalb gut zu laufen. Ab der Stubenalm ging es dann in den teilweise steilen Trail bis zum Watzmannhaus auf 1930 Hm. Auf dieser Strecke konnte ich schon viele Wanderer überholen, die mir dann am Grat nicht mehr in die Quere kommen würden. Nach 1h 31 min erreichte ich das Watzmannhaus. Mittlerweile war die Sonne hinter den Bergen aufgegangen und die Aussicht traumhaft. Diese war aber nicht wirklich von Bedeutung für mich, da ich mir in erster Linie beweisen wollte, wie schnell ich die Königsstrecke schaffen würde. Weiter lief bzw. stieg ich bis zum Hocheck nach oben. Nach gesamt 2 Stunden und 29 Minuten stand ich auf dem ersten Watzmanngipfel mit seinen 2651 Metern. Viele Wanderer waren nach den 2000 Hm Aufstieg schon ziemlich am Ende und brauchten erst eine Rast am Gipfel. Ich machte keine Pause, sondern stieg gleich in den Watzmanngrat ein. Teilweise ist der Grat seilversichert, wo ich natürlich vorsichtig durch kraxelte. Aber viele, zwar ausgesetzte Passagen, waren gut zu laufen. Nach weiteren 11 Minuten stand ich auch schon auf der Mittelspitze mit ihren 2713 m. Das ging aber flott. Immer wieder musste ich Bergsteiger bzw. Wanderer überholen. Manche kämpften sich mit Klettersteigset bewaffnet durch die wenigen Seilversicherungen. Auch wenn ich schnell unterwegs war, konnte ich trotzdem das Panorama genießen. Auf der Königsseeseite hingen harmlose Wolken und auf der Wimbachgriesseite war blauer Himmel. Der Kontrast war atemberauben und bot ein spektakuläres Bild. Bis ich mich versah, stand ich auch schon auf dem letzten Watzmanngipfel, der Südspitze mit ihren 2712 m. Aktuell war ich 3h 24 min unterwegs. Am Gipfel saßen noch ein paar Leute, aber beim steilen Abstieg ins Wimbachgries war kein einziger mehr unterwegs. Ich hatte alle überholt :-) Der geröllige Abstieg war ziemlich nervig und rutschig und nach 4h 40 min Minuten kam ich an der Wimbachgrieshütte an. Ab hier führte ein Forstweg durch das lange Wimbachgriestal. Ich lief teilweise unter einer 4 er Pace und war mit mir und meiner Zeit sehr zufrieden. Bis zu diesem Zeitpunkt. Auf einmal lief ein weiterer Trailläufer bei einer 3:50 er Pace auf mich auf. Er hatte weder Laufrucksack, Stöcke, Getränke noch sonst irgendetwas dabei und war zum aktuellen Zeitpunkt 3h 10 min unterwegs. Wir unterhielten uns kurz und dann sauste er davon und ich mit einer anscheinend langsamen 3:50 er Pace weiter :-) Nach 5 Stunden 14 Minuten 52 Sekunden 25,5 km und 2200 Höhenmetern erreichte ich dann um 10:30 Uhr vormittags mein Ziel, meinen Ausgangspunkt, die Wimbachgriesbrücke. Ich war zufrieden mit der Zeit, aber sicherlich war dies noch ausbaufähig. Ich wusch mich im eiskalten Gebirgsbach und kaufte mir in einem Restaurant zwei Radler, bevor ich die Heimreise antrat...
Fazit:
Mission Watzmannüberschreitung Sub 6 completed - 5h 14 min für 26 km 2200 Hm von Wimbachgriesbrücke bis Wimbachgriesbrücke. Ich bin keine Berggranate wie Toni Palzer aber meine Zeit kann sich auch sehen lassen. Und wenn ich nicht mehr so viele Fotos mache dann ist auch eine Sub 5 drin. Auf jeden Fall ein atemberaubendes Abenteuer den Watzmann lauftechnisch zu bezwingen...
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