Reschensee
Der Reschensee (it. Lago di Resia) ist ein Stausee in der Gemeinde Graun im westlichen Südtirol. Der künstliche Stausee ist sechs Kilometer lang und an den breitesten Stellen etwa einen Kilometer breit und hat ein Wasserfassungsvermögen von 120 Mio. m;. Die Dörfer Reschen, Graun und St. Valentin auf der Haide liegen am Reschensee, wobei Reschen, Graun und die Weiler Kaschon (St. Valentin), Spin (Graun) unmittelbar am See liegen.
Am Reschenpass gab es bis zur Seestauung 1950 drei Seen: Den Reschensee, den Mittersee (auch Grauner See genannt) und den Haidersee. Bei der Seestauung wurde das gesamte Dorf Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen in den Fluten des Stausees versenkt. 163 Häuser wurden zerstört und 523 Hektar an fruchtbarem Kulturboden wurden überflutet. Heute zeugt nur noch der aus dem Reschensee ragende Kirchturm vom versunkenen Alt-Graun.
Die Tragödie vom Reschensee 1949/50
Für die Stromerzeugung werden die Dörfer Graun und Reschen (teilweise) und die uralten Weiler von Arlund, Piz, Gorf und Stockerhöfe (St. Valentin) unter Wasser gesetzt und ausgelöscht.
Es entsteht ein riesiger Stausee mit 677 ha Fläche, welcher eine fast tausendjährige Besiedelungsgeschichte und eine einmalige Kultur- und Naturlandschaft, die Hochebene am Reschenpass, mit Gewalt vernichtet.
Im Jahr 1939 wurde das erste italienische Projekt aus dem Jahr 1920 zur Aufstauung der Naturseen (Reschen- und Mittersee) um fünf Meter durch die damalige faschistische Regierung auf 22 Meter (+ 17 Meter) abgeändert. Dies geschah ohne jegliche Information der Bevölkerung und ohne jegliche rechtliche oder ökologische Prüfung.
Die Einwohner wurden im "nationalen Interesse zur Stärkung der nationalen Industrie" zwangsenteignet, ohne Recht auf Realersatz, und zur Aus- oder Umsiedlung gezwungen.
Der Zweite Weltkrieg verzögerte die Bauarbeiten. Finanzierungsschwierigkeiten der Betreibergesellschaft nach Kriegsende wurden von Schweizer Kapitalgebern aufgefangen. 1949 musste der erste Winterstrom als Kapitalrückzahlung in die Schweiz geliefert werden.
Südtirol und die betroffenen Gemeinden waren machtlos. Wegen des faschistischen Regimes hatten die Gemeinden von 1923 bis 1952 keine gewählten Volksvertreter.
Im Sommer 1950 waren die gesamten Gebäude gesprengt und überflutet, die Bewohner entweder zwangsausgewandert oder für zwei Jahre in ein Barackendorf umgesiedelt. Der romanische Turm aus dem 14. Jahrhundert wurde aus Gründen des Denkmalschutzes stehen gelassen.
In den Jahren nach 1973 hat die Südtiroler Landesregierung umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Zirka 35 ha Kulturfläche sind mit Material aus dem Stausee zurückgewonnen worden.