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Tour: Silvretta Stausee - Wiesbadener Hütte - Dreiländerspitze - Hütte - Silvrettahorn - Gletscher - Rote Furka - Silvretta Stausee

Traumhafte Hochtouren in der Silvretta. Ab Parkplatz Bieler Höhe ging es vorbei am Silvretta Stausee bis zur Wiesbadener Hütte. Mit leichterem Gepäck wanderten wir zum Vermuntgletscher. Mit Steigeisen und Pickel kämpften wir uns in Richtung Gipfelaufbau. Ohne Steigeisen ging es über eine Geröllhalde bis in felsigeres Terrain. Hier ging es in leichter Kletterei bis UIAA I-II zum Vorgipfel hinauf. Mit einem Seil gesichert, erreichten wir den Gipfel der Dreiländerspitze 3197 m. Auf gleichem Weg marschierten wir zur Hütte zurück. Am nächsten Morgen steuerten wir auf den Piz Buin zu, bogen am Gletscher aber nach rechts zum Silvrettahorn ab. Über die Westflanke stiegen wir dann auf den Gipfel 3244 m. Über den Silvretta Gletscher stiegen wir dann zur Roten Furka hinauf um dann zum Stausee und zur Bieler Höhe, unserem Ausgangspunkt, zurückzukehren.

Gipfel: Dreiländerspitze 3197 m, Silvrettahorn 3244 m

Ausgangspunkt: Parkplatz Bieler Höhe 2037 m

Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit: Restaurants Bieler Höhe, Wiesbadener Hütte

Gebiet: Silvretta / Tour: Hochtour

Höhenmeter Tag 1: Parkplatz Bieler Höhe - Wiesbadener Hütte 400 Hm - Dreiländerspitze Gipfel 750 Hm / Übernachtung Wiesbadener Hütte (Gesamt 1150 Hm)

Kilometer Tag 1: 14,3 km / 6 h 20 min

Höhenmeter Tag 2: Wiesbadener Hütte - Silvrettahorn Gipfel 800 Hm / Rote Furka 200 Hm (Gesamt 1000 Hm)

Kilometer Tag 2: 18,0 km / 8 h 10 min

Tourdauer Gesamt: 11 1/2 h in 2 Tagen

Schwierigkeit: mittel (Hochtourenerfahrung, Umgang mit Steigeisen, 35°, Klettern im Schwierigkeitsgrad UIAA I-II+ )

Ausrüstung: Hochtourenausrüstung, Seil, Steigeisen, Pickel, Karabiner, Getränke, Brotzeit

Unterkunft-Tipp im Tal: Hotel Almhof in Galtür

Danke für einen Teil des Tourberichtes an Jupp, von Hauptsach-Auffe.de

Sonntag, 21. Oktober 2023 von Winklmeier Markus

Du bist hier: Hochtouren

1. Informationen zur Hochtour - Dreiländerspitze und Silvrettahorn

Dreiländerspitze

Ab dem Parkplatz Bieler Höhe wandert man in knapp 2 Stunden die gut 8 Kilometer und 430 Höhenmeter hinauf zur Wiesbadener Hütte. Über den anfangs gut markierten Steig geht es in Richtung Vermuntpass. Man dreht etwas nach Links und steigt mehr oder weniger weglos auf Moränenschutt Richtung Gletscherbeginn. Durch den enormen Gletscherrückgang des Vermuntgletschers dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis man die Steigeisen am Gletscherbeginn anziehen kann.

Auf dem völlig aperen Gletscher angekommen, rauschten Wassermassen links und rechts gen Tal. Nach einer Pause werden die Steigeisen angezogen und mit dem Pickel geht es Seilfrei Richtung Südwest, Richtung Obere Ochsenscharte.

In einem großen Rechtsbogen lässt man die Obere Ochsenscharte links liegen und steigt weiter in Richtung einer Geröllhalde unter dem Gipfelaufbau. War der Übergang vom Eis in die Felsen noch relativ passabel machbar, stellte sich der untere Bereich der Geröllhalde zu einer Rutschpartie heraus. Lockere Steine auf eisigem Untergrund sind keine gute Mischung. Hier zieht man die Steigeisen aus. Über einige Serpentinen gelangt man von der Geröllhalde in besseren Felsen. Hier geht es in leichter Kletterei bis UIAA I-II zum Vorgipfel hinauf. Die Aussicht war wie auch schon auf dem gesamten oberen Westgrat hervorragend.

Hier erkennt man die Bernina mit dem Piz Palü und den Piz Bernina mit dem Biancograt. Um zum Gipfel zu gelangen, nutzt man am besten ein Fixseil. Am Gipfel selbst ist nur wenig Platz, maximal für vier Personen. Vom Gipfel kann man eine geniale Aussicht genießen.

Nachdem man das Seil abgezogen hat, geht es auf dem gleichen Weg zurück zum Steigeisendepot. Hier rutscht man wieder auf dem Geröll abwärts. Endlich auf dem festen Gletschereis, geht der Abstieg relativ schnell. Nahezu spaltenlos liegt der klägliche Gletscherrest vor einem. Ein entspannter und geselliger Hüttenabend auf der Wiesbadener Hütte ist schon fast Pflicht.

Silvrettaspitze

Gestern noch die Dreiländerspitze und heute das Silvrettahorn. Von der Schwierigkeit her ähnlich aufgebaut wie die Dreiländerspitze, unten Gletscher, die Mitte brüchig und oben guter und fester Fels im zweiten Schwierigkeitsgrad. Man sollte für die lange Tour früh vom Stützpunkt, der Wiesbadener Hütte, starten. Ein gut angelegter Steig führt unter den Felsen entlang der Grünen Kuppe. Auch beim Ochsentaler Gletscher ist es augenscheinlich, dass der Klimawandel ein immer schneller werdendes Abtauen der ehemals ewigen Eisströme anfeuert. Leider hinterlässt das schwindende Eis meistens brüchigen Fels und Schotter, der mühsam gangbar gemacht werden muss. Genauso ist es hier beim mittlerweile sehr anspruchsvollen Zustieg hinauf zum Ochsentaler Gletscher. Jedes Jahr muss der Steig auf der orografisch linken Seite neu angelegt werden.

Nach einer etwas anspruchsvollen Wegsuche, wo nur wenige Markierungspunkte und Steinmänner angebracht sind, erreicht man den unteren Teil des blanken Gletschers. Blau schimmerte das Eis in der Morgensonne.

Es geht wie schon gestern auch heute wieder seilfrei über den Gletscher. Spalten und Löcher waren ganz klar zu sehen und da dadurch die Absturzgefahr größer als die Spaltensturzgefahr war konnten wir das bedenkenlos so machen. Da sich die Verhältnisse täglich ändern, muss man das vor Ort immer wieder neu bewerten. Man steuert zuerst auf dem Piz Buin Zustiegsweg auf der rechten Seite des Gletschers nach oben. Nach etwa 500 Meter dreht man rechts in Richtung Silvrettahorn beziehungsweise Egghornlücke ein. Hier war stellenwiese noch eine dünne Restfirnauflage auf dem Blankeis, die man umgehen konnte.

Auch die Schneegefüllten Spaltenbrücken hielten noch bedenkenlos. Rasch kommt man höher in den Nährbereich des Gletschers. Meistens gibt es eine stabile Spur bis in die Egghornlücke. Dort entledigt man sich den Steigeisen und sucht einen gangbaren Weg durch den Schotter der Südwestflanke. Teilweise böses Schottergelände, meist aber doch gut zu gehen. Mann musste echt aufpassen, was man anfasste und wo man seine Tritte hinsetzte. Am oberen Südgrat angekommen, verbesserte sich die Felsqualität erheblich. Bombenfester und griffiger Fels führte über die letzten Meter ansprechend und teilweise recht ausgesetzt bis zum höchsten Punkt. Wieder ein Gipfelsieg über dreitausend Meter.

Die Aussicht ist wunderschön. Der massive Felsklotz, der Große Piz Buin steht wie auf dem Präsentierteller vor einem. Man kann quasi das gesamte Tourengebiet der Wiesbadener Hütte überblicken. Gewaltig!

Jetzt steigt man über den unschön zu gehenden Steig zum Silvretta Gletscher ab. Endlich am Gletscher angekommen, montiert man die Steigeisen und schlendert den aperen, flachen und spaltenarmen Eisstrom seilfrei in Richtung Silvretta Hütte talauswärts. Man hält sich am besten an der rechten Gletscherseite, weil man weiter unten, am Gletscherende, den Aufstieg zur Roten Furka nicht verpassen sollte.

Schnell erreicht man das Ende des Gletschers. Auf den letzten Metern suchten man das felsige Gelände nach Trittspuren, Markierungen und Wege ab, aber erst kurz vor dem Ende der Seitenmoräne erkennt man einen Steinmann etwas weiter oben. Auf diesen geht es zu und dann sieht man auch den markanten Einstiegsfelsen zur Roten Furka. Der Steig dreht rechts scharf ein, ist steil angelegt, aber doch gut zu gehen. Schnell sind die letzten Höhenmeter des Tages geschafft und man kann die Aussicht von der Roten Furka genießen. Was für ein Ausblick. Gewaltig! Hier kann man andächtig die Stimmung um den größten Gletscher der Silvretta einsaugen.

Auf dem sehr gut markierten Abstiegsweg ins Klostertal verliert man rasch an Höhe. Unzählige Mal quert und durchquerten man die Wassermassen die von den umliegenden Gletscher abfließen. Was für ein natürliches und ursprüngliches Tal. Wild mäanderten die Abflüsse, vereinigten sich und teilten sich wieder. Überall war es sumpfig, es brummte und summte. Je weiter man nach unten kommt, desto grüner wurde es. Waren es oben nur vereinzelt Pionierpflanzen waren es auf Höhe der Klostertaler Umwelthütte schon richtige Matten und blühende Almwiesen. Ein Bilderbuchtal!

Von der Klostertaler Umwelthütte kann man das Ziel, den Silvretta Stausee bereits erkennen. Aber der Weg zieht sich, bis man den Parkplatz Bieler Höhe erreicht...

2. Charakter und Anfahrt

An sich anspruchsvolle Hochtour:

- Kondition erforderlich (2 Tage 2150 Hm 32 km)

- Klettern im Schwierigkeitsgrad UIAA I-II+

- Schwindelfreiheit erforderlich

- Hochtouren-Erfahrung notwendig

- entsprechende Hochtourenausrüstung erforderlich

- Umgang mit Seil und Pickel

- Einschätzung der sich ständig ändernden Lage am Gletscher

Mit dem Bus, Auto oder Motorrad fahren Sie ab Bludenz durchs Montafon über Schruns und Partenen oder von der Tiroler Seite von Landeck durch das Paznaun über Ischgl und Galtür. Das letzte Teilstück führt über die Panorama-Silvretta-Hochalpenstraße bis zum Parkplatz auf der Bielerhöhe (Ausgangspunkt für den Hüttenzustieg Wiebadener Hütte).

Daten für das Navi: 6794 Gaschurn, Österreich

3. Route, Einkehrmöglichkeit und Weblinks

Piz Buin: Der Berg markiert als Teil des Silvretta-Hauptkammes die Grenze zwischen Vorarlberg und dem Schweizer Kanton Graubünden, welche in west-östlicher Richtung über den Gipfel verläuft. Westlich liegt, getrennt durch den Übergang Buinlücke, der Kleine Piz Buin, in manchen Karten auch als Piz Buin Pitschen benannt (3255 m). Im Norden und Westen des Großen Piz Buin erstreckt sich der Ochsentaler Gletscher, im Nordosten liegt, vom Ochsentaler Gletscher durch das Wiesbadner Grätle getrennt, der Vermuntgletscher. Diese beiden auf österreichischem Gebiet gelegenen Gletscher bilden den Ursprung der Ill, die nach Norden durch das Ochsental zum Silvretta-Stausee im Vermunt an der Bielerhöhe fließt. Im Süden des Vermuntgletschers bildet der 2797 m hohe Vermuntpass den Übergang ins schweizerische Val Tuoi, ein Seitental des Unterengadin, das sich im Süden des Piz Buin bis nach Guarda erstreckt, und zur Gemeinde Scuol gehört.

Silvretta: Die Silvretta ist eine Gebirgsgruppe in den zentralen Ostalpen. Anteil haben Österreich mit den Bundesländern Tirol und Vorarlberg und die Schweiz mit dem Kanton Graubünden. Auf dem Gipfel der Dreiländerspitze stoßen die Gebiete von Tirol, Vorarlberg und Graubünden zusammen. In der Silvretta liegen viele Berggipfel mit einer Höhe von mehr als 3000 Metern (Dreitausender). Vor allem auf der Nordseite in Österreich sowie in der Schweiz nördlich des Flüelapasses gibt es eine Vielzahl größerer und kleinerer Gletscher. Deshalb wird das Gebiet auch „Die Blaue Silvretta“ genannt. Die Silvretta ist zweigeteilt: der größere Teil und der höchste Gipfel, der Piz Linard, befinden sich in der Schweiz, Teile dieser Seite gelten als unerschlossen. Der österreichische Anteil der Silvretta dagegen weist die größere Vergletscherung und fast alle bewirtschafteten Alpenvereinshütten auf und ist daher bei Bergsteigern und Touristen bekannter.

Dreiländerspitze: Ihren Namen hat die Spitze auf Grund ihrer Lage an der Grenze der drei Stämme Rätoromanen, Bajuwaren und Alamannen und ihrer Sprachen. Die Staatsgrenze zwischen dem Schweizer Kanton Graubünden und den österreichischen Bundesländern Vorarlberg und Tirol verläuft in west-östlicher Richtung über die beiden Gipfel der Dreiländerspitze. Der Hauptgipfel stellt dabei den südlichsten Punkt der Landesgrenze zwischen Tirol und Vorarlberg dar. Die Dreiländerspitze sendet nach Westen, Norden, Osten und Südwesten ausgeprägte Grate, von denen nur der Westgrat keine Grenze trägt. Aufgrund ihrer herausragenden Stellung innerhalb des Gebietes, ihrer guten Erreichbarkeit von drei umliegenden Schutzhütten aus und des leichten Anstieges ist sie ein beliebter Aussichtsberg. Die erste dokumentierte Besteigung des weniger schwierigen und etwas niedrigeren Westgipfels führten am 14. Juli 1870 der deutsche Alpinist Theodor Petersen aus Frankfurt am Main zusammen mit dem Dorflehrer und einem Jungen aus Guarda vom südlich gelegenen Val Tuoi (Tuoi-Tal) aus.

Die Wiesbadener Hütte ist eine Alpenvereinshütte der Kategorie I der Sektion Wiesbaden des Deutschen Alpenvereins (DAV). Sie liegt in der Silvretta in Vorarlberg (Österreich) auf 2443 m ü. A. im Ochsental am Fuß des Piz Buin.

Verschiedene Restaurants an der Bieler Höhe.

Die Alpenvereinshütte - Wiesbadener Hütte

Die Silvretta Hochalpenstraße zur Bieler Höhe.

Skigebiet Silvretta-Montafon

Silvretta auf Wikipedia

4. Winkls Touren zur Dreiländerspitze und Silvrettahorn

Tourdatum: 19-20.08.2023

Tourpartner: Robert, Stefan, Melanie, Jupp, Karl-Heinz, Christoph, Hans

Übernachtung: Wiesbadener Hütte

Wetter: 20-25 Grad, kein Wind, bestes Tourenwetter

Erreichte Gipfel: Dreiländerspitze 3197 m, Silvrettahorn 3244 m

Tourbericht von Jupp (Hauptsach-Auffe.de): Heißes Wetter im Tal, angenehme Kühle im Hochgebirge versprach der Wetterbericht für unser Wochenende auf der Wiesbadener Hütte. Zu acht fuhren wir vom heimischen Niederbayern in die Silvretta um dort neben dem berühmten Piz Buin links liegen gelassene Berge zu besteigen. Am Anreisetag war die Dreiländerspitze geplant und am Sonntag das Silvrettahorn.

Wir fuhren Klimaschonend in Fahrgemeinschaften und trafen uns auf der Bieler Höhe, dem höchsten Punkt der Silvretta Hochalpenstraße und wanderten zu acht in knapp 2 Stunden die gut 8 Kilometer und 430 Höhenmeter hinauf zur Hütte. Dort entledigten wir uns der überflüssigen Ausrüstungsgegenstände und gingen, nachdem wir uns eine Erfrischung gönnten, den anfangs gut markierten Steig in Richtung Vermuntpass. Schon kurz nachdem wir von der Hütte aufgebrochen waren, konnten wir unser Ziel bereits erkennen. Wir drehten etwas nach Links und stiegen mehr oder weniger weglos auf Moränenschutt Richtung Gletscherbeginn. Ein steiler, von unserer momentanen Stelle als ziemlich unbesteigbar aussehender Zahn erwartet uns.

Durch den enormen Gletscherrückgang des Vermuntgletschers dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir uns die Steigeisen am Gletscherbeginn anziehen konnten. Erschreckend, wie groß die Eisverluste seit meinem letzten Besuch hier waren. Auf dem völlig aperen Gletscher angekommen, rauschten Wassermassen links und rechts von uns gen Tal. Wir machten kurz Pause, zogen unsere Steigeisen an, nahmen den Pickel in die Hand und gingen Seilfrei Richtung Südwest, Richtung Obere Ochsenscharte. In einem großen Rechtsbogen ließen wir die Obere Ochsenscharte links liegen und stiegen weiter Richtung einer Geröllhalde unter dem Gipfelaufbau. War der Übergang vom Eis in die Felsen noch relativ passabel machbar, stellte sich der untere Bereich der Geröllhalde zu einer Rutschpartie heraus. Lockere Steine auf eisigem Untergrund sind keine gute Mischung. Wir suchten uns einen relativ guten Platz zum Ausziehen der Steigeisen und eierten in Richtung eines leicht ausgetretenen Pfads hinauf. Dort ging es schon wesentlich besser. Über einige Serpentinen gelangten wir schließlich von der Geröllhalde in besseren Felsen. Hier ging es in leichter Kletterei bis UIAA I-II zum Vorgipfel hinauf. Hier war die Aussicht wie auch schon auf dem gesamten oberen Westgrat hervorragend. Wir konnten sogar die Bernina mit dem Piz Palü und den Piz Bernina mit dem Biancograt erkennen. Da wir allein im Gipfelbereich waren, nutzten wir die ungestörte Einsamkeit und bauten zum Wohlbefinden einiger Teilnehmer ein Geländerseil auf, um die teilweise sehr ausgesetzten, aber nicht schwierigen, gut griffigen Kletterstellen zu überwinden. Am Gipfel selbst war nur wenig Platz, so teilten wir uns in zwei Vierergruppen auf, um den kleinen Gipfel zu erklimmen. Da ich das Geländerseil aufgebaut hatte, konnte ich eine kurze Zeit die Aussicht allein genießen. Die vorhin genannte Bernina, der Ortler und direkt neben mir der König der Silvretta, der Piz Buin waren nur die Höhepunkte, die man von diesem herrlichen Aussichtsgipfel aus sehen konnte. Wir machten kurz ein Foto und räumten dann anschließend dem Gipfel, um der zweiten Gruppe einen Gipfelgang zu ermöglichen. Zurück am Vorgipfel, hörten wir auch schon die nächsten Gipfelaspiranten ankommen. Wir vereinbarten, dass sie unser Geländerseil benutzen konnten, so konnten sie einiges an Zeit sparen. Wir hingegen zogen uns ein wenig unterhalb des Vorgipfel zurück, um die Aussicht zu genießen. Von unserer Position aus konnten wir auch schon große Teile unserer für morgen geplanten Tour auf das Silvrettahorn einsehen.

Nachdem wir unser Seil abgezogen hatten, stiegen wir auf dem gleichen Weg zurück zu unseren Steigeisendepot ab. Hier begann wieder die Eierei. Endlich auf dem festen Gletschereis ging der Abstieg relativ schnell. Nahezu spaltenlos lag der klägliche Gletscherrest unter uns. Mit einem nachdenklichen Gefühl gingen wir zurück in Richtung Wiesbadener Hütte, wo uns das freundliche Personal mit Erfrischungen versorgte. Die Vorfreude auf die morgige Tour stieg Minute für Minute. Ein entspannter und geselliger Hüttenabend folgte.

Nach unserem gestrigen erfolgreichen Tag auf der Dreiländerspitze hatte ich mir für heute das Silvrettahorn ausgesucht. Von der Schwierigkeit her ähnlich aufgebaut wie die Dreiländerspitze, unten Gletscher, die Mitte brüchig und oben guter und fester Fels im zweiten Schwierigkeitsgrad. Ich freute mich auf diese Tour, weil wir oben zusätzlich noch die Möglichkeit hatten das Silvrettahorn zu überschreiten und weiter zur Schneeglocke zu gehen. Um kurz nach halb 7 starteten wir von unserem Stützpunkt, der Wiesbadener Hütte über einen gut angelegten Steig, der uns unter den Felsen der Grünen Kuppe entlangführte. Auch beim Ochsentaler Gletscher ist es augenscheinlich, dass der Klimawandel ein immer schneller werdendes Abtauen unserer ehemals ewigen Eisströme anfeuert. Leider hinterlässt das schwindende Eis meistens brüchigen Felsen und Schotter, der mühsam gangbar gemacht werden muss. Genauso ist es hier beim mittlerweile sehr anspruchsvollen Zustieg hinauf zum Ochsentaler Gletscher. Jedes Jahr muss der Steig auf der orografisch linken Seite neu angelegt werden.

Nach einer etwas anspruchsvollen Wegsuche, wo nur wenige Markierungspunkte und Steinmänner angebracht waren, erreichten wir als dritte Seilschaft den unteren Teil des blanken Gletschers. Blau schimmerte das Eis in der Morgensonne. Dank der glücklichen Fügung, dass wir bei der letzten Pause bereits unsere Gletscherausrüstung am Mann hatten, konnten wir, nachdem wir die Steigeisen angezogen hatten, gleich starten und vor den ganzen Piz Buin Aspiranten losziehen.

Wir gingen wie gestern auch heute wieder Seilfrei über den Gletscher. Spalten und Löcher waren ganz klarzusehen und da dadurch die Absturzgefahr größer als die Spaltensturzgefahr war konnten wir das bedenkenlos so machen. Wir steuerten erst dem Piz Buin Normalzustiegsweg auf der rechten Seite des Gletschers nach oben. Nach etwa 500 Meter drehten wir nach rechts in Richtung Silvrettahorn beziehungsweise Egghornlücke ein. Hier war stellenwiese noch eine dünne Restfirnauflage auf dem Blankeis die wir gut umgehen konnten. Auch die Schneegefüllten Spaltenbrücken hielten noch bedenkenlos. Rasch kamen wir höher in den Nährbereich des Gletschers. Und siehe da, hier war noch ein wenig schützende Schneedecke auf dem Eis. Wir entschieden uns, auf einer guten, stabilen Spur bis in die Egghornlücke aufzusteigen. Dort entledigten wir uns unserer Steigeisen und suchten uns einen gangbaren Weg durch den Schotter der Südwestflanke. Teilweise böses Schottergelände, meist aber doch gut zu gehen. Mann musste echt aufpassen, was man anfasste und wo man seine Tritte hinsetzte. Am oberen Südgrat angekommen, verbesserte sich die Felsqualität erheblich. Bombenfester und griffiger Fels führte uns über die letzten Meter ansprechend und teilweise recht ausgesetzt bis zum höchsten Punkt. Diesmal brauchten wir dank einer guten Psyche aller Teilnehmer keine Seilsicherung. Freudig klatschten wir uns ab und beglückwünschten uns zu unserem zweiten Gipfel an diesem Wochenende.

Da wir den Gipfel für uns allein hatten, machten wir ausgiebige Brotzeit. Die Aussicht war wie gestern schon wunderschön. Der massive Felsklotz, der Große Piz Buin stand wie auf dem Präsentierteller vor uns. Die Menschenschlange, die auf dem Weg zum Piz Buin war, erinnerte mich an die Zustände an einem besonders hohen Berg im nepalesischen Himalaya. Wir konnten quasi das gesamte Tourengebiet der Wiesbadener Hütte überblicken.Gewaltig! Aber spätestens hier mussten wir uns über unseren weiteren Weg klar werden. Wollen wir die Überschreitung zur Schneeglocke machen und einen Abstieg via Rotfluhlücke und Klostertaler Gletscher wagen oder gehen wir den etwas einfacheren, aber längeren Weg zurück zur Egghornlücke und via Silvretta Gletscher und Rote Furka ins Klostertal. Per Mehrheitsentscheidung fiel das Votum auf Variante 2.

Nachdem sich eh schon die nächste Klettergruppe ankündigte, machten wir noch schnell ein Gruppenfoto und stiegen anschließend dem Aufstiegsweg folgend zur Egghornlücke ab. Dort checkten wir nochmal unseren beschlossenen Abstieg in der Karte und stiegen dann einen unschön zugehenden Steig zum Silvretta Gletscher ab.

Endlich am Gletscher angekommen, montierten wir unsere Steigeisen und schlenderten den aperen, flachen und spaltenarmen Eisstrom seilfrei Richtung Silvretta Hütte talauswärts. Wir hielten uns aber orografisch an der rechten Gletscherseite, weil wir unten, am Gletscherende den Aufstieg zur Roten Furka nicht verpassen wollten. Schnell erreichten wir das Ende des Gletschers. Auf den letzten Metern suchten wir das felsige Schottergelände nach Trittspuren, Markierungen und Wege ab aber erst kurz vor dem Ende der Seitenmoräne erkannten wir einen Steinmann etwas weiter oben. Auf diesen steuerten wir zu und konnten recht bald darauf den markanten Einstiegsfelsen zur Roten Furka erkennen. Der Steig dreht recht scharf nach rechts ein, ist steil angelegt, aber doch gut zu gehen. Schnell waren die letzten Höhenmeter des Tages geschafft und wir konnten die Aussicht von der Roten Furka genießen. Was für ein Ausblick. Gewaltig! Andächtig blieben wir stehen und saugten die Stimmung um den größten Gletscher der Silvretta in uns ein.

Nur schwer konnten wir uns losreißen. Auf dem sehr gut markierten Abstiegsweg ins Klostertal verloren wir rasch an Höhe. Unzählige Mal querten und durchquerten wir die Wassermassen, die von den umliegenden Gletscher abflossen. Was für ein natürliches und ursprüngliches Tal. Wild mäanderten die Abflüsse, vereinigten sich und teilten sich wieder. Überall war es sumpfig, es brummte und summte. Je weiter man nach unten kam, desto grüner wurde es. Waren es oben nur vereinzelt Pionierpflanzen waren es auf Höhe der Klostertaler Umwelthütte schon richtige Matten und blühende Almwiesen. Ein Bilderbuchtal!

Von der Klostertaler Umwelthütte konnten wir unser Ziel, den Silvretta Stausee bereits erkennen. Aber wie wir später dann leidvoll erfahren sollten, zog sich der Weg noch. Irgendwann war dann auch unsere Reise zu Ende und so konnten wir am Ufer des Stausees zurück zum Parkplatz schlendern. Glücklich über zwei wunderbare Tourentage und zwei herausragende Gipfelziele beschlossen wir am Seerestaurant mit Weißbier und Kuchen unseren Ausflug in die Silvretta.

Fazit: An beiden Tage fanden wir abwechslungsreiche Touren die schon gewisse Grundfertigkeiten in Eis und Fels verlangen. Eine Grundfertigkeit ist besonders gefragt. Das Bewegen im haltlosen Felsen und absturzbereiten Schotter wird bei alpinen Hochtouren immer mehr zu Kernkompetenz. Beide Gipfel sind schöne Aussichtsgipfel, aber auch über weite Teile recht bröselige Unternehmungen. Steinschlag und abrutschender Schotter sind die größten Gefahren. Die heutige Besteigung aber auch schon gestern an der Dreiländerspitze konnten wir einen ersten Eindruck erlangen, wie sich das Bergsteigen in den nächsten Jahren weiter zum negativen verändern wird. In Permafrost freien Bereichen drohen massive Felsstürze, apere und unsichere Eiswege verlangen erhöhte Aufmerksamkeit. Bergsteigen wird definitiv gefährlicher.

Gallerie:

5. Unterkünfte und Wanderführer

Hier findest du Unterkünfte in der Umgebung:

Booking.com

Silvretta Gletscher

Die Winkls empfehlen Wanderführer:

6. Meine Packliste für Hochtouren Ausrüstung

Auch für eine Hochtour war eine Packliste für Ausrüstung bisher immer sehr hilfreich. Das Wetter, Zeit und Seilpartner müssen deshalb mitspielen, so das für mich meistens nur eine oder zwei Hochtouren im Jahr durchführbar sind. Diese genieße ich dann umso mehr und da ist von großer Bedeutung das die Ausrüstung vollständig ist. Deshalb habe ich eine Ausrüstungsliste für Hochtouren zusammengestellt und im Laufe der Jahre optimiert. Empfehlen kann ich immer: Nimm so wenig wie möglich mit, aber so viel wie nötig. Damit auch ihr Freude auf Hochtouren habt und nichts entscheidendes vergesst, habe ich eine Ausrüstungsliste bzw. Packliste für eine "Hochtour bzw. Gletschertour im Sommer" erstellt. Optional ist die Packliste mit Material für eine Hüttenübernachtung ergänzt.

Hier gelangt ihr zum meiner Packliste für Hochtouren Ausrüstung.

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